Das periphere Hör- und Gleichgewichtsorgan liegt im Schläfenbein (Os temporale). Einteilung nach klinischen Gesichtspunkten: => Äußeres Ohr mit Ohrmuschel und Gehörgang => Mittelohr mit Trommelfell, Ohrtrompete, Paukenhöhle und pneumatische Räume => Innenohr Labyrinth => VIII. Hirnnerv im inneren Gehörgang
Die Ohrmuschel
Die Ohrmuschel wird durch den, zwischen den Hautblättern liegenden, elastischen Knorpel, geformt. Hervorspringende Falten und Leisten sind: => Tragus => Antitragus => Helix => Anthelix mit den => Crura anthelicis zwischen denen die => Fossa triangularis liegt. Das Cavum conchae geht in den äußeren Gehörgang über. Das Ohrläppchen ist knorpelfrei.
Der äußere Gehörgang
Der äußere Gehörgang besteht aus einem äußeren knorpeligen (1/3) und einem inneren knöchernem Teil (2/3). Insgesamt ist er zwischen 2,5 cm und 3,5 cm lang. Am Übergang vom knorpeligen zum knöchernen Teil befindet sich der Isthmus (Engstelle). Meist zeigt sich an dieser Stelle eine Krümmung des Gehörganges. Im knöchernen Teil ist die Haut sehr dünn und mit dem Periast (Knochenhaut) fest verwachsen. Sensible Nerven des Gehörganges: => Nervus auriculotemporalis (im GG vorn und oben, Ohrmuschel vorn) => Retro auricularis nervus vagi (im GG hinten (Husten/Brechreiz), Hinterfläche der Ohrmuschel)
Das Trommelfell
Das TF schließt den GG in der Tiefe gegen die Paukenhöhle ab. Es ist mit einem verdickten Rand aus Faserknorpel, dem Anulus fibrosus, in den knöchernen Sulcus tympanicus eingelassen. Das TF ist von hinten oben aussen nach vorn unten innen geneigt. Die hinteren Trommelfellanteile liegen dem Betrachter also näher als die vorderen. Das TF hat die Form eines nach innen gerichteten, flachen Trichters, an dessen Spitze sich der Umbo (Nabel) befindet. Man unterscheidet den großen, unteren, gespannten Teil, die Pars tensa und den kleineren, oberen, schlaffen Teil, die Pars flaccida. Zwischen Pars tensa und Pars flaccida ist vorn oben der vorspringende kurze Fortsatz des Hammers zu erkennen. Dieser Fortsatz setzt sich in den nach unten und innen verlaufenden Hammergriff fort. Der Hammergriff ist mit der Pars tensa fest verwachsen und scheint gelblich durch das Trommelfell.Sein unteres Ende entspricht dem Umbo. Vom Umbo ausgehend sieht man den dreieckigen Lichtreflex, der mit der Basis nach vorn unten gerichtet ist. Das Trommelfell lässt sich durch eine Linie entlang dem Hammergriff und eine Linie senkrecht dazu durch den Umbo in vier Quadranten einteilen (v.o.=vorderer oberer; vu= vorderer unterer; hu= hinterer unterer; ho= hinterer oberer) Die Eigenfarbe des Trommelfell ist perlmuttgrau und wird durch den Einfall des kunstllichtes beim otoskopieren rauchgrau. Der Trommelfellglanz entsteht durch eine dünne Fettschicht (Ohrenschmalz)
Aufbau des Trommelfell: Die Pars tensa besteht aus drei Schichten : => Epithelschicht => Bindegewebsschicht mit zum GG liegenden readiären Fasern und den paukenwärtsgerichteten circulären Fasern => Schleimhautschicht
Die Pars flaccida besteht aus zwei Schichten: => Epithelschicht => Schleimhautschicht
Über das gesamte Trommelfell zieht sich noch der gesamte Curtisstreifen, welcher mit Nervenfasern durchsetzt ist und die Blutversorgung durch kleine Gefäße, welche vom Rand her radiär in das Trommelfell strahlen, sicherstellt.
Die Ohrtrompete/ Tuba auditiva eustachii
Die Eustachsche Röhre ist ca. 3,5 cm lang und besteht aus einem vorderen medialen knorpeligen Teil (2/3) und einem hinteren im Felsenbein liegenden, lateralen knöchernen Teil (1/3). Sie verbindet den Nasen-Rachen-Raum mit der Paukenhöhle.
Knorpeliger Teil=> der Tubeneingang (Tubenostium) im Nasen-Rachen-Raum ist trichterförmig erweitert. der Hohlraum im knorpeligen Teil ist spaltförmig und die Wände liegen aneinander. Beim schlucken, gähnen und sprechen von K-Lauten kontrahiert der Gaumensegelheber und der Gaumensegelspannmuskel und öffnet hierdurch kurzzeitig die Tube. Dies sorgt für einen Druckausgleich zwischen dem Druck im Mittelohr und dem der Außenluft, um die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells zu erhalten.
Knöcherner Teil am Übergang vom knorpeligen zum knöchernen Teil der Tube befindet sich ein Isthmus (Engstelle). Das Lumen (Hohlraum) des knöchernen Teils ist rundlich und steht offen. Das mehrreihige Flimmerepithel (Haut mit Flimmerhärchen) mit Becherzellen und Schleimdrüsen ist im knorpeligen Teil zum Nasen-Rachen-Raum gerichtet, während im knöchernen Teil das ganze immer mehr zum flachen Epithel der Mittelohrräume wird. Gewebe im Bereich des Tubenostium (Tubeneingang) im Nasen-Rachen-Raum welches Einlagerungen von Lymphatischem Gewebe sind, nennt man Tubentonsillen/Rachenmandeln.
Die Paukenhöhle
Die Paukenhöhle lässt sich von unten nach oben in drei ineinander übergehende Etagen einteilen: => Hypotympanon / Paukenkeller => Mesotympanon / Paukenraum => Epitympanon / Kuppelraum / Atticus
Paukeninhalt In der Paukenhöhle befinden sich die mit von Schleimhaut überzogenen Gehörknöchelchen: => Hammer / Malleus => Amboß / Incus => Steigbügel / Stapes Die Gehörknöchelchenkette überträgt die Trommellfeschwingungen auf das Innenohr.
Die Binnenohrmuskeln
Die Binnenohrmuskeln bestehen aus Muskulus tensor tympani (Trommellfellspannmuskel), der an der Basis des Hammergriffs ansetzt und der Muskulus stapedius (Steigbügelmuskel), der seinen Ansatz am Steigbügelhals hat. Bei hohen Schalleindrücken ( 70-90 dB) kontrahieren beide Muskeln und die GKK wird zusammengepresst, so dass das Trommelfell nach innen gezogen wird und somit Schallhart wird. Die hierdurch gewonnene Dämpfung beläuft sich auf ca 5-8 dB. Durch die hohe Latenzzeit der Muskeln ( 10-17 ms) ist dieser Dämpfungseffekt allerdings nicht sehr effektiv.
Die pneumatischen Räume
Einige Schädelknochen enthalten Schleimhaut überzogene, Luft gefüllte Hohlräume, die mit der Nasenhöhle, bzw. Paukenhöhle in Verbindung stehen:
=> Keilbein /Os sphenoidale => Schläfenbein / Os temporale => Stirnbein / Os frontale =>Siebbein / Os ethmoidale => Oberkieferknochen / Maxilla
Die Pneumatisation (Lufthaltigkeit) ist abhängig von einer normalen Funktion der kindlichen Ohrtube. Anhaltende Störungen der Tube führen zu einer verminderten Ausbildung dieser pneumatischen Räume. Sie dienen zum einen als akustische Resonanzräume, sollen der Infektabwehr dienen und zur Erweiterung der Schleimhautoberfläche. Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) kann sich auch auf die pneumatischen Räume ausweiten und dort zu schweren Komplikationen führen, da enge nachbarschaftliche Beziehungen zum Schädelinneren und zum Gesichtsnerv (nervus fascialis) bestehen.
Das Innenohr
Das Innenohr ist das letzte Glied der Umwandlungskette des Schalls in elektrische Impulse. Die Schnecke und das Gleichgewichtsorgan liegen innerhalb des Schädelknochens auf dem Schädelboden. Das Innenohr besteht aus dem => knöchernen Labyrinth (Labyrinthus osseus ) und dem => häutigen Labytinth (Labyrinthus membranaceus)
Das knöcherne Labyrinth
ist eine Hohlform im Felsenbein der in die => knöchernen Bogengänge (Canales semicircurales) => den Vorhof (Vestibulum) und die => Schnecke (Cochlea) unterschieden wird.
Das häutige Labyrinth
hat fast die gleiche Form wie das knöcherne Labyrinth. Nur im Bereich des Vorhofs weicht die Form ab. Das häutige Labyrinth ist mit Endolymphen gefüllt. Dieses sogenannte Endolymphsystem schwimmt in den Perilymphen des knöchernen Labyrinth. Man unterscheidet zwischen den Gängen des Gleichgewichtsorgans (Ducti vestibulares) und dem Schneckengang (Ductus cochlearis)
Endolymphe
Die Endolymphe ist die Flüssigkeit, die in dem gesamten häutigen Innenohr (Labyrinth) enthalten ist. Sie enthält viel Kalium und weniger Natrium. Hergestellt wird sie in der Stria vascularis.
Perilymphe
Die Perilymphe ist die Flüssigkeit zwischen dem knöchernen und dem häutigen Labyrinth. Es ist eine klare, eiweißarme Flüssigkeit mit viel Natrium. Sie fließt über den Perilymphkanal ab,der sich kurz vor dem runden Fenster befindet. Wo und wie Perilymphe hergestellt werden ist noch unklar. Man geht von einer Abspaltung des Liquors (Rückenmarkswasser) aus.
Corti-Lymphe
Die Corti_Lymphe befinden sich in den Gewebsspalten des Corti-Organs. Die Corti-Lymphe ähneln in ihrer Zusammensetzung den Perilymphen: sie haben einen geringeren Kaliumgehalt als Endolymphe.
Die Schnecke (Cochlea)
Die Cochlea besteht aus 2 1/2 immer enger werdenden Windungen um eine Achse herum, die Modiolus genannt wird. An der Basis hat die Schnecke einen Durchmesser von ca. 7 mm und nimmt nach oben hin um ca. 4 mm ab. Die Spitze zeigt in Richtung der Pauke. Im Querschnitt sieht man das die Schnecke in drei Teile geteilt ist: der obere Teil ist => die Vorhoftreppe (Scala vestibuli) die Mitte => der häutige Schneckengang (Ductus cochlearis) und der untere => die Paukentreppe (Scala tympani) Die Perilymphe, die vom Vorhof (Vestibulum) kommen, gehen über die Vorhoftreppe (Scala tympani) bis zum Schneckenloch (Helikotrema), welches die Vorhoftreppe und die Paukentreppe verbindet, und von dort über die Paukentreppe zum runden Fenster. Die Knochenleiste befindet sich in der Mitte des Ganges zur Schneckenachse (Modiolus) gewand. An der Knochenleiste ist die häutige Schnecke befestigt.
Der häutige Schneckengang (Ductus cochlearis)
Der häutige Schneckengang ist nach oben zur Vorhoftreppe hin durch die Reissnersche Membran (Membrana vetibularis) getrennt. Sie beginnt an der Stria vascularis und führt hin bis zum Rand der Knochenleiste und wird dort vestibuläre Wand genannt. Die Unterseite wird als tympanale Wand, die Äussere als äussere Wand bezeichnet. Über die äussere Wand der Cochlea zieht sich ein Bindegewebsband. Im häutigen Schneckengang, auf und im Bindegewebsband befindet sich die Stria vascularis, ein Gefäßstreifen, welcher Endolymphe produziert. Zwischen der Knochenleiste und dem unteren Ende des Bindegewebsbandes befindet sich das eigentliche Hörorgan, das Corti-Organ.
Das Gleichgewichtssystem des Menschen beinhaltet drei häutige Bogengänge: => seitlicher häutiger Bogengang (Ductus semicircuralis lateralis) => hinterer häutiger Bogengang (Ductus semicircuralis posterior) => vorderer häutiger Bogengang (Ductus semicircuralis anterior) und => Utriculus => Sacculus Die häutigen Bogengänge sind für die rotatorischen (drehenden) Bewegungen zuständig, Utriculus und Sacculus für die translatorischen (linearen) Bewegungen. Die häutigen Bogengänge stehen in drei verschiedenen Ebenen aufeinander, beginnen und enden am Utriculus. Im Utriculus und Sacculus befinden sich Sinneszellen für die translatorischen Bewegungen, die als Macula utriculi bzw. Macula sacculi bezeichnet werden.
Sinneszellen der Bogengänge
In den knöchernen Erweiterungen befinden sich die Sinneszellen der Bogengänge. Sie sind auf einer kammartigen Erhebung eines Bindegewebsschwamms, der Crista ampullaris, gelagert. Durch diesen Bindegewebsschwamm ziehen die Nervenfasern zu den eigentl. Sinneszellen. Von den Sinneszellen ziehen sich wiederum Sinneshaare durch die Haut der hätuigen Bogengänge in die Cupula ampullaris, einen gallertartigen Körper. Die einzelnen Sinneszellen werden durch Stützzellen gehalten. Wenn die Endolymphe aufgrund einer Drehbewegung des Körpers, in Bewegung kommen, bewegt sich der gallertartige Körper mit und es findet eine Verbiegung der Sinneshaare statt. Dieser, in den Sinneszellen ausgelöste und durch die Nervenfasern weitergeleitete Reiz wird als rotatorische Bewegung wahrgenommen.
Sinneszellen des Sacculus und Utriculus
Das Sinnesfeld des Sacculus und des Utriculus ist jeweils ca. 2 mm² groß. Dia Maculae besteht aus Sinnes- und Stützzellen, wobei die Zilien (Flimmerhärchen) der Sinneszellen in einer gelantineartigen Schicht hinein ragen. Zur Beschwerung sind kleine Kazicumcarbonatkristalle aufgetragen. Das Sinnesfeld des Sacculus steht vertical, das Sinnesfeld des Utriculus steht steht horizontal zur Körperachse. Daraus folgt, dass Sacculus für die horizontalen Bewegungen und Utriculus für die vertikalen Bewegungen zuständig ist.
Das Corti-Organ (Organum spirale)
Unter dem Corti-Organ versteht man die Sinneszellen der Schnecke (Cochlea) Er umfasst alle Corti-Hörzellen (Haarzellen) mit Stützzellen, Basilar- und Deckmembran. Das Corti-Organ sitzt waagerecht in der Schnecke. Es wird von der Deckmembran (Membrana tectoria) bedeckt, welche am oberen Rand der Knochenleiste fest verwachsen ist. Die Deckmembran steht mit den Sinneshaaren der äußeren Haarzellen in Verbindung. Zwischen der Knochenleiste und den Stützzellen überdeckt die Deckmembran, bevor sie die Haarzellen erreicht, die innere Spiralfurche, welche mit Endolymphen gefüllt ist. Man unterscheidet im Corti-Organ die Stützzellen (von innen nach außen: innere und äußere Pfeilerzellen, Deiters Zellen, Hensen Zellen, Claudius Zellen), die zwei tunnelartige, mit Corti-Lymphen gefüllten, Räume umschließen, und die in das Stützgerüst eingelagerten Haarsinneszellen (eine Reihe Innere, drei Reihen Äußere)
Äußere und Innere Haarzellen Man unterscheidet zwischen inneren und äußeren Haarsinneszellen:
Die inneren Haarsinneszellen
Die inneren Haarsinneszellen bilden eine Reihe Reihe von Zellen, ca. 3000 Stück, und sitzen auf der Innenseite des Corti-Organs. Sie haben eine leicht ovale Form und nur wenige Sinneshärchen (Stereozilien). An den inneren Haarzellen enden 95% aller afferenten Nervenfasern (diese transportieren Informationen vom Gehör zum Gehirn) , wobei jede Haarzelle mit bis zu 20 Fasern in Kontakt steht!
Die äußeren Haarsinneszellen
Die äußeren Haarsinneszellen sind auf drei Reihen verteilt, haben eine zylindrische Form und mehr Sinneshärchen. Diese Haarzellen sitzen außen auf dem Corti-Organ zur Gefäßhaut (Stria vascularis) hin. Es gibt ca. 12.000 Stück. Sie sind die aktiven Verstärker im Innenohr. Sie können auch ohne Sauerstoffverbrauch (anaerob) arbeiten und somit Otoakustische Emissionen verursachen. Die äusseren Haarsinneszellen werden deutlich mehr von efferenten Nervenfasern (transportieren Informationen vom Gehirn Richtung Haarzellen) versorgt, aber auch mit afferenten. Man vermutet eine Art Rückkopplungsmechanismus mit dem die Äusseren auf die inneren Haarsinneszellen einwirken.
Tip-Links
Tip-Links sind dünne Proteinfäden, welche die Spitzen (Tips) der Stereozilien der Haarzellen des Innenohrs verbinden. Beim Transduktionsprozess werden die Tip-Links gespannt, was eine Öffnung der Transduktionskanäle in der Zilienmembran zur Folge hat.
Cerumen
Cerumen (lat.Wachs) besteht aus dem Sekret der Talgdrüsen und Ceruminaldrüsen (modifizierte Schweißdrüsen), abgestoßenen Hautzellen, Staub, Härchen und Pigmenten. Frisches Cerumen ist gelblich und dickflüssig. Nach längerer Zeit verliert es an Viskosität und wird dunklerer und härter. Cerumen schützt den Gehörgang vor Infektionen, da es antibakteriell und antimykotisch (gegen Pilze) wirkt. Der unangenehme,ranzige Geruch verhindert, dass sich Insekten in den Gehörgang einnisten.
Das Broca-Areal im Gehirn gilt als wichtiges Sprachzentrum, in dem Syntax, Grammatik und Satzstruktur verarbeitet werden. Im Wernicke-Areal geht es darum wie Schallwellen wahrgenommen werden ( Segmentierung : im Sprachfluss Laute, Silben, Sätze u.s.w. erkennen, Variabilität: Dialektfärbung, Stimmlage und Betonung erkennen, Koartikulation: je nach Zusammenhang sind die selben Phoneme physikalisch unterschiedlich, müssen aber gleich wahrgenommen werden) Sprachrezeption ist eine Grundvoraussetzung für das Verständnis von Sprache.
Hallo Diana, super toll deine Anatomie. Ich bin auf dem Weg in Braunschweig meine Hörakustiker Fachassistenten Prüfung zu machen und deine Anatomie hilft. Mit freundlichen Grüßen Uwe